J.M.WAGENSEIL death and the maiden

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sag es niemand, nur den weisen
weil die menge gleich verhöhnet,
das lebend’ge will ich preisen,
das nach flammentod sich sehnet.

in der liebesnächte kühlung,
die dich zeugte, wo du zeugtest,
überfällt dich fremde fühlung,
wenn die stille kerze leuchtet.

nicht mehr bleibest du umfangen
in der finsternis beschattung,
und dich reisset neu verlangen
auf zu höherer begattung.

keine ferne macht dich schwierig,
kommst geflogen und gebannt,
und zuletzt des lichts begierig,
bist du schmetterling verbrannt.

und so lang du das nicht hast,
dieses: stirb und werde!
bist du nur ein trüber gast
auf der dunklen erde.

j.w. von goethe



“der tod und die jungfrau” ist ein allegorisches motiv, das in der bildenden kunst, der literatur und der musik durch die jahrhunderte hindurch zu finden ist.
es entwickelte sich aus dem totentanz mit einem zusätzlichen erotischen subtext in der zeit der renaissance. hier erscheint der tod einem jungen mädchen als betrüger oder sogar als liebhaber.
das mittelalterliche „bedenke, dass du sterben musst“ weicht schatten- und übergangsthemen.
in meiner fotoserie habe ich drei barbies vom flohmarkt und ein skelett von der herbstmesse als „das mädchen und der tod“ inszeniert, wobei mich der tod weniger im physischen sinne beschäftigt hat, sondern vor allem im wiederkehrenden „stirb und werde“, wie ihn goethe in seinem gedicht „selige sehnsucht“ beschreibt.

basel, 2022